Die Behler-Orgel der St. Nikolaus-Kirche

Geschrieben von: Förderverein für die neue Orgel in St. Nikolaus zu Bösenreutin e.V.

 

Die Gemeinde bestellte eine neue, hochwertige Orgel beim Memminger Orgelbauer Fidelis Behler (1835–1906). Der Preis lag bei 900 Gulden. In den Kirchenakten ist zu lesen, dass das Geld „durch monatliche Sammlung während 2 Jahren 1862 und 1864 größtentheils erhalten“ wurde. Weiter heißt es: „Das Orgelwerk selbst, welches am 17. August 1864 geprüft wurde, wurde als Kunstwerk sehr belobt.“ Im Jahre 1913 wurde die Orgel von Behlers Sohn August von bisher 10 auf 15 Register erweitert.

Von der Aufstellung der Orgel im Dachboden gibt es nur spärliche Nachrichten. Überliefert ist die große Spendenbereitschaft der kirchlichen und weltlichen Gemeinde. So heißt es in den Kirchenakten: „Nachdem die freiwilligen Beiträge zur Anschaffung einer neuen Orgel bereits 4200 M. betragen und die Gemeindeverwaltung mündlich erklärt hatte, für den Fehlbetrag die Garantie zu übernehmen, so beschloß die Kirchen-Verwaltung, die Orgel nach dem von Orgelbauer August Behler – München – gefertigten Voranschlag auf dem Dachboden der Kirche in einer Tonhalle aufstellen zu lassen wegen Platzmangel auf der Empore. Später berichtet Pfarrer Negele, daß bereits 4444 M. vorhanden, 300 M. versprochen seien, und daß er persönlich die Garantie für das fehlende übernehme.“

August Behler stellte die Orgel zwischen dem 15. September und 10. Oktober 1913 in der Kirche auf. Er hatte sich gegen andere namhafte Anbieter durchgesetzt, weil es ihm gelungen war, durch die Verlegung des Pfeifenwerks in eine Tonhalle auf dem Dachboden die Platzprobleme auf der kleinen Empore zu lösen.

In den 1930er Jahren machten sich erste Verschleißerscheinungen bemerkbar. Die im Turm heimischen Fledermäuse, so stellte man fest, setzten ihr zu, außerdem die starken Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Tonhalle im Dachboden. Zwischen 1932 und 1935 liegen drei Gutachten verschiedener Firmen vor, die eine gründliche Reinigung und die Ausbesserung der Schäden fordern. Am 4. August 1936 erhielt der Lindauer Orgelbauer Fritz Enzensperger den Auftrag für eine Generalüberholung, die er noch in den Sommerferien abschloss. Doch schon 1950 waren wieder Reparaturen nötig, – noch dazu musste die Orgel gerade in diesem Jahr zur Weihe der neuen Glocken am 29. Juni ihr Bestes geben. Dieses Mal kam August Behler, der inzwischen 73jährige Erbauer der Orgel, selbst nach Bösenreutin, um die Mängel zu beheben. Und wie erhaltene Briefe zeigen, war ihm das eine große Freude.

Ihren Tiefpunkt hat die Orgel in den späten 1980er Jahren erlebt. Damals ließ sie sich kaum mehr spielen. Immer mehr Töne verstummten, manches Register war nur noch brüchig und wie aus der Ferne zu hören. Ein diözesanes Gutachten ließ sich schließlich als Votum gegen eine Instandsetzung verstehen. Und so wurde die Orgel am 21. April 1989 durch ein elektronisches Instrument ersetzt. Das Pfeifenwerk im Dachboden wurde stillgelegt. Der Spieltisch wurde von der Empore genommen, sein weiteres Schicksal ist bis heute unbekannt.

 

Fast ein ganzes Jahr hat die Wiederherstellung der Behler-Orgel durch die Firma „Freiburger Orgelbau Hartwig und Tilmann Späth“ in Anspruch genommen. Seit Dezember 2013 kann die Orgel dank des Engagements und der Spendenbereitschaft vieler wieder erklingen.